ruhelosigkeit



Der Himmel, schwer wie eines Deckels Last,
Sinkt auf die Seele voll verhaltenem Weinen,
Bleiern und dumpf hält er das All umfaßt,
Trüber als Nacht will uns der Tag erscheinen.

Es wandelt sich die Welt zum finstern Haus,
Zum feuchten Kerker voller Angst und Schauer,
Und flatternd, scheu wie eine Fledermaus
Rennt Hoffnung sinnlos gegen Wand und Mauer.

Der müde Regen, der die Welt empfängt,
Spannt um das Haus die engen Gitterstäbe,
Verwünschtes Ungeziefer kommt und hängt
In unserm Hirn die grauen Spinngewebe.

Und plötzlich leuten Glocken dumpf empor,
Zum Himmel heben sie ihr furchtbar Tönen,
Wie irrer, heimatloser Geister Chor,
Ein eigensinnig unaufhörlich Stöhnen.

Und lautlos zieht ein langer Leichenzug
Durch meine Seele seine schwarzen Bahnen,
Die Hoffnung weint. Das Grauen, das sie schlug,
Das Grauen pflanzt in meinem Hirn die Fahnen.

[Baudelaire]

Sonntag, 16. November 2003, 21:31, von xara :: ::comment

 
lesewahn, Montag, 17. November 2003, 00:21
guten abend
schönes gedicht...und ein sehr schönes bild... mir gefallen ja solch melancholische töne... carpe noctem :o)

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luise, Montag, 17. November 2003, 00:23
Oh,
das ist klasse, das Gedicht. Das gefällt mir. Das Bild übrigens auch.

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